Tagsüber Büro, abends Bühne
Work-Life-Balance, 4-Tage-Woche, Selbstverwirklichung – diese Begriffe sind gerade in aller Munde. Den Ausgleich zwischen Arbeitsalltag und Freizeit zu finden ist, wie wir alle wissen, nicht immer leicht. Wäre es da nicht praktisch, wenn man zaubern könnte?:) Tatsächlich müssen auch Zauberkünstler darauf achten, wie sie Beruf und Magie unter (entschuldigt bitte jetzt schon den schlechten Wortwitz) einen Hut bringen. Genau über dieses Thema habe ich mit Joe von Enjoy Magic gesprochen:
Hast du eigentlich schon einmal darüber nachgedacht, nur noch zu zaubern?
Ja natürlich. Ist es nicht irgendwie der Traum eines jeden, mit seinem Hobby sein Geld zu verdienen?
Was ist für dich der größte Vorteil an der Kombination aus „normalem“ Beruf und der Zauberkunst?
Dass das Hobby nicht zur Pflicht und zum Zwang wird. Ich bin nicht vollständig auf die Zauberei als Einnahmequelle angewiesen. Wenn ich krank werde, muss ich mir keinen Stress machen.
Und die größte Herausforderung?
Sich zu trauen.
Ist das Zaubern für dich eine Art Ausgleich zum Arbeitsalltag?
Auf jeden Fall! Alltagstrott kann eigentlich nicht eintreten, da immer was Interessantes zu tun ist.
Was sagen denn deine Artbeitskollegen zu deinem „Nebenberuf“?
Am liebsten sind mir die wortlosen Blicke, wenn sie merken, dass es möglich ist. Die meisten freuen sich aber einfach für mich.
Wie oft hast du bei der Arbeit den Satz „Zeig uns mal einen Trick!“ schon gehört?
Tatsächlich gar nicht so oft. Ich versuche, die beiden Teile bestmöglich zu trennen. Höchstens mal in der Mittagspause.
Hochzeitsfeiern und Geburtstage sind nun mal meistens an den Wochenenden, ist das ein Problem für dich?
Da die „wilden Zeiten“ mit feiern vorbei sind, eigentlich gar nicht. Da Hochzeiten, für die wir oft gebucht werden, eher für den Nachmittag und nicht abends geplant sind, gibt es da keine Probleme.
Hast du auch manchmal Auftritte unter der Woche?
Die meisten Auftritte sind wie gesagt am Wochenende, aber ab und an schleicht sich auch ein Auftritt während der Woche ein.
Ist es dann schwierig am nächsten Morgen wieder in die Arbeit zu fahren?
Nein, eher frisch erholt. Wie manch einer Sport oder Netflix hat zum Entspannen, gehe ich eben zaubern.
Was ist aufwändiger: Der Auftritt selbst oder das Üben dafür?
Ich würde sagen, der Auftritt, da das Üben eher nur das Grundgerüst ist. Aber jeder Auftritt ist anders, braucht andere Herangehensweisen und Einfühlvermögen.
Wie viel Zeit würdest du sagen, investierst du in die Vorbereitung und das Üben von Effekten?
Es gibt eine Geschichte, die von einem Maler erzählt, der im Park angesprochen wird. Eine Frau fragt ihn, ob er ein Bild von ihr malen könne. Er holt Stift und Zettel heraus und zeichnet eine Minute.
Sie begeistert: „Sie haben mich perfekt getroffen! Was macht das?“
Er: „100.000 €.“
Sie: „Aber sie haben doch nur eine Minute gebraucht.“
Er: „Nein meine Liebe, ich habe mein ganzes Leben gebraucht.“
Üben hört eigentlich nie auf und daher würde ich sagen, dass ich mich die letzten 17 Jahre mit Üben beschäftigt habe.
Die Kunst der Magie ist also nicht nur mit viel Übung verbunden, sondern auch ein wunderbarer Ausgleich zum Berufsalltag. Und freut sich nicht jeder, wenn er sein Hobby (wenigstens teilweise) zu seinem Beruf machen kann?