Zauberkunst auf die Straße gesetzt
„Wie lange zauberst du denn schon?“ – Diese Frage bekommen Andi und Joe nur zu oft gestellt. Tatsächlich finden sich die Anfänge ihrer gemeinsamen Zauberkunst auf der Straße. Während ihrer Ausbildung beim Finanzamt haben sie zusammen angefangen, Street-Magic-Videos zu produzieren. Das Konzept ist recht einfach: In eine Fußgängerzone gehen, Leute ansprechen und zaubern. Klingt einfach, ist es nicht! Hinter den spontan wirkenden Videos steckt viel Arbeit und vor allem jede Menge Überwindung.
Erst erklären, dann zaubern
„Die meisten Leute reagieren leider etwas zurückhaltend, wenn wir sie auf der Straße ansprechen“, erzählt Andi. „Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie es nicht gewohnt sind, einfach etwas zu bekommen. Deshalb sind viele wahrscheinlich so positiv überrascht.“ Da diese Form der Zauberkunst in Deutschland eher unbekannt ist, müssen die beiden also immer erst einmal erklären, was sie da eigentlich machen. Eine weitere Herausforderung für die Zauberer ist es, dass nicht nur die Menschen vor Ort, sondern auch die Zuschauer „hinter der Kamera“ beeindruckt werden müssen. Die Effekte sollten also sowohl live als auch im Video funktionieren und begeistern. Dafür sei es notwendig, einige Kunststücke besonders auszuarbeiten, erklärt Andi. Und zu guter Letzt: zu lang darf es natürlich nicht sein. Storytelling ist in einem Video nur begrenzt möglich, da für den Zuschauer immer etwas passieren muss. Und wenn jemand keine Lust hat? „Dann verabschieden wir uns höflich und sprechen die Nächsten an“, erzählt Joe.
Lass mal YouTube machen
Für die beiden Zauberkünstler war YouTube schon immer die perfekte Plattform, um ihre Effekte zu zeigen. Gerade im Bereich Street Magic haben sie viele Vorbilder aus den USA. David Blane und Callen Morelli sind nur zwei davon. In Deutschland hat sich vor allem Lukas Kaminski in der Szene einen Namen gemacht. Auch er produzierte Street Magic Videos und hat es damit sogar in die YouTube-Trends geschafft. Er war und ist für Andi und Joe immer noch ein großes Vorbild. Dazukommt, dass beide gerne Videos produzieren und somit gleich zwei ihrer Hobbys verbinden konnten. „Close-Up-Zauberei ist am besten für ein kleines Publikum geeignet. Durch die Videos können wir damit aber viel mehr Zuschauer erreichen“, erklärt Andi.
Zauberhaftes Ergebnis = großer Aufwand
So schön diese Präsentationsform ist, so aufwändig ist sie allerdings auch. Drehtage brauchen nicht nur viel Vorbereitung sondern auch am Tag selbst ein Team, starke Nerven und viel Motivation. Am aufwändigsten ist dabei die Erstellung des Konzepts. Außerdem müssen neue Effekte gekauft, getestet und gelernt werden. Deshalb gäbe es immer wieder lange Drehpausen, sagt Andi. Für Street Magic ist eigentlich jeder Effekt geeignet, er muss nur richtig ausgearbeitet sein. Die Kunst dabei ist es nämlich, möglichst viele Menschen (gerne auch Umstehende) in den Bann zu ziehen.
Wir zaubern nur, wenn die Sonne scheint
Wer draußen arbeitet, ist bekanntlich vom Wetter abhängig. Da hilft leider auch das Zaubern nichts… „Bei schlechtem Wetter haben wir keine Chance“, erklärt Joe. Da bleiben Künstler und Kameramänner lieber zu Hause. Die Zeit können sie dann für das Schneiden der Videos nutzen. Tatsächlich ist der Drehtag nur die halbe Miete. Die Nachbearbeitung nimmt im Vergleich wesentlich mehr Zeit in Anspruch. Schneiden, Ton bearbeiten, hochladen, bewerben – das alles gehört noch mit dazu!
Plattform für eigene Ideen
Für ein gelungenes Video muss demnach alles passen: Wetter, Leute, Effekte, Licht usw. „Das Schwierigste ist es, Performances zu bekommen, bei denen alles stimmt“, sagt Andi. Trotzdem sei es immer wieder eine super Erfahrung, auf der Straße zu zaubern. Dabei könne man seiner Kreativität freien Lauf lassen und viel Neues ausprobieren. „Ich finde es einfach spannend, neue Ideen und Konzepte nach meinen Vorstellungen zu verwirklichen“, sagt der Künstler.